Was ist Crowdinvesting?

Das sogenannte Crowdinvesting hat sich in den vergangenen Jahren zu einer echten Alternative im Anlagenotstand entwickelt – dank der Null- und Negativzinsen. Schwarmfinanzierungen bieten Privatinvestoren die Möglichkeit, sich direkt an Unternehmen oder Immobilien zu beteiligen. Im Gegenzug winken attraktive Renditen, allerdings ist auch das Risiko entsprechend hoch. Bei Schwarmfinanzierungen wird die Investition auf eine Vielzahl von Anlegerinnen und Anlegern, die sogenannte Crowd, aufgeteilt. Jeder Einzelne investiert eine vergleichbar geringe Summe, generiert jedoch über die Masse an Investoren einen wichtigen Beitrag für das Unternehmen oder das Projekt.

Bis vor einigen Jahren war es ausschließlich einem ausgewählten Kreis von Business Angels und Venture-Capital-Gesellschaften gestattet, in Start-ups oder Risikokapitalprojekte zu investieren. Dass die Schwarmfinanzierung mittlerweile einem breiten Publikum zugänglich ist, zeigt das Beispiel des genossenschaftlichen Fintechs GenoCrowd. Die Crowdinvesting-Plattform für Immobilieninvestments wurde von der Raiffeisenbank im Hochtaunus* und der Portagon GmbH im Jahr 2020 gegründet und ging im vergangenen Jahr an den Start. Vor Kurzem hat GenoCrowd das zweite Crowdinvesting-Immobilienprojekt erfolgreich platziert. Die Verzinsung liegt bei 5,5 Prozent. Die Funding-Schwelle wurde bereits sieben Tage nach Start erreicht. Anlegerinnen und Anleger können ab 250 Euro einsteigen, maximal sind 25.000 Euro pro Person als Investition möglich.

Was ist Crowdinvesting eigentlich?

Crowdinvesting ist eine Form des Crowdfundings, bei der die Crowd am Erfolg des Unternehmens oder des Projektes beteiligt wird. Das Crowdinvesting ähnelt in seiner Natur traditionellen Investitionen in Eigenkapital, wobei die Rendite erfolgsabhängig ist. In der deutschen Praxis sind jedoch viele Projekte nicht oder nicht ausschließlich erfolgsabhängig, sondern bieten einen festen Zinssatz an. Eine weitere Option ist die Kombination eines garantierten Zinses mit einer variablen Vergütung, deren Bemessungsgrundlage der Erfolg ist. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Immobilienprojekte in Deutschland den Markt dominieren und hier eine fixe Zinszahlung üblich ist. Dabei verschwimmt die Grenze zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting, wobei die Begriffe im deutschsprachigen Raum oft auch synonym verwendet werden.

Übrigens: Der Begriff Crowdinvesting ist eine in Deutschland entwickelte Wortschöpfung. International wird er als "Equity-based Crowdfunding" bezeichnet.

Rechtlich gesehen werden Crowdinvesting-Projekte in Deutschland wie Direktinvestments zu den Vermögensanlagen gezählt. Direktinvestments umfassen beispielsweise Beteiligungen an Frachtschiffen, Immobilien oder erneuerbaren Energien. Vermögensanlagen unterliegen den Regelungen des Vermögensanlagengesetzes (VermAnlG). In Deutschland ist es gemäß den Regularien und Vorgaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nicht gestattet, diese ohne einen Verkaufsprospekt öffentlich anzubieten.

Beim Crowdinvesting gibt es allerdings bestimmte Ausnahmeregelungen: Gemäß den geltenden Bestimmungen ist die Prospektpflicht nicht erforderlich, sofern der Verkaufspreis aller angebotenen Vermögensanlagen eines Emittenten unter 6 Millionen Euro liegt und der Investitionsbetrag des Privatanlegers 1.000 Euro nicht übersteigt. Die Zeichnungsgrenze erhöht sich auf 10.000 Euro, sofern Anleger über eine Selbstauskunft ein frei verfügbares Vermögen von 100.000 Euro nachweisen können. Zudem ist eine Investition von bis zu 25.000 Euro zulässig, sofern diese den zweifachen Betrag des durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens nicht übersteigt. Für die Projektanbieter entfällt in diesen Fällen die Pflicht zur Erstellung eines umfassenden Berichts. Sie sind lediglich dazu verpflichtet, ein Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB) zu veröffentlichen, das maximal drei Seiten umfassen darf.

Verbraucherschützer üben Kritik.

Die Verbraucherzentrale sieht die Ausnahme der Prospektpflicht kritisch: "Die Befreiung von der Prospektpflicht für Graumarktprodukte, die über Crowdinvesting-Plattformen angeboten werden, untergräbt den Anlegerschutz", so der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). "Verbraucherinnen und Verbraucher sind ohne die wesentlichen Informationen zu einem Unternehmen nicht in der Lage, eine Anlage zu bewerten."

Das Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale hat im Rahmen seiner Prüfung festgestellt, dass die Informationen, die die Anbieter auf nur drei Seiten bereitstellen, häufig lückenhaft, unverständlich und manchmal auch nicht korrekt sind. In diesem Bereich besteht noch ein erheblicher Verbesserungsbedarf: "Wenn man von jemandem Geld einsammelt und verspricht, es vernünftig zu investieren, dann sollte man sich auch an die Spielregeln halten. Dies gilt auch für Crowdinvesting-Plattformen und -Projekte.

In welchen Bereichen wird Crowdinvesting angeboten?

Crowdinvesting eröffnet in nahezu allen Bereichen interessante Möglichkeiten. Crowdinvesting stellt für junge Unternehmen in den Bereichen erneuerbare Energien und Immobilien ein attraktives Finanzierungsinstrument dar.

Crowdfunding ist als alternatives sowie als ergänzendes Finanzierungsinstrument einsetzbar. Ein Crowdfunding-Projekt stellt dabei nicht zwangsläufig eine Alternative zum Bankkredit oder anderen Finanzierungsinstrumenten dar. Vielmehr kann es diese sinnvoll ergänzen. Banken und Investoren unterscheiden sich in ihrer Risikobereitschaft. Aus diesem Grund lassen sich Bankkredite und Crowdfundings nicht immer direkt miteinander vergleichen. Banken bieten grundsätzlich kein Investment in Start-ups an, da dies nicht zu ihrem Geschäftsmodell gehört. Dies gilt zumindest dann, sofern man von speziellen, öffentlich geförderten Programmen absieht. Crowdinvesting wird daher bevorzugt in folgenden Bereichen eingesetzt:

  • Start-ups
  • (kleinere) mittelständische Unternehmen
  • erneuerbare Energien
  • Immobilien
  • Medizintechnik und -produkte, aber auch Medikamente
  • künstlerische Projekte
  • Film und Fotografie
  • Film- und Musikindustrie


  • Hierzulande stellt dabei das Crowdfunding bei Immobilienprojekten volumenmäßig den Löwenanteil dar, was allein schon aufgrund der finanziellen Größe von Immobilieninvestitionen nachvollziehbar ist. Die genossenschaftliche GenoCrowd hat aktuell ein Projekt für 20 Wohneinheiten inklusive 29 Tiefgaragenstellplätzen in der Stadt Willich nahe Düsseldorf ausgeschrieben. Das Finanzierungsvolumen beläuft sich auf insgesamt knapp 7,4 Millionen Euro. 6,8 Millionen Euro davon sind bereits in Form von zugesagten Bankenkrediten gesichert, während 400.000 Euro durch die Crowd eingesammelt werden sollen. Die Investoren erzielen eine Rendite von 5,5 Prozent pro Jahr. Dieses Vorgehen ist vorteilhafter als das Sparbuch, auch wenn es gewisse Risiken birgt. Allerdings hat GenoCrowd mit der Raiffeisenbank im Hochtaunus* und der Portagon GmbH zwei starke und erfahrene Partner an der Seite.

    Für wen eignet sich Crowdinvesting?

    Crowdinvesting ist eine geeignete Form des Investierens für Personen, die bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen, um eine attraktive Rendite zu erzielen. Generell ist jede Form der Investition am Finanzmarkt mit einem gewissen Risiko verbunden. Bei Crowdfunding-Projekten ist dieses Risiko jedoch signifikant höher, wie wir in unserem Ratgeber "Crowdinvesting und das Thema Sicherheit" ausführlich erläutern. Dennoch nutzen immer mehr Privatanleger Crowdinvesting bereits heute als ergänzende Alternative zum klassischen Aktieninvestment und erweitern so ihren Portfolio-Risiko-Mix.

    Crowdfunding ist eine verbreitete Methode, um für Start-ups das benötigte Startkapital zu generieren. Die Crowdinvesting-Plattform Companisto hat sich auf die Finanzierung von Start-ups spezialisiert und bringt Unternehmen und Investoren zusammen. Die angestrebten Renditen von Companisto* können je nach Projekt bis zu 70 Prozent pro Jahr betragen. Dies würde eine äußerst lukrative Rendite für alle Investoren bedeuten. Anleger sollten jedoch berücksichtigen, dass der Erfolg nicht nur von Faktoren abhängt, die das jeweilige Unternehmen beeinflussen kann. Verschiedene Studien zeigen, dass 70 bis 90 Prozent der mit Venture Capital finanzierten Start-ups früher oder später scheitern. Daraus lässt sich folgern, dass … Statistiken zeigen, dass lediglich jedes zehnte neu gegründete Unternehmen den Sprung in die Gewinnzone schafft. Aus diesem Grund ist eine breite Streuung auf mehrere Projekte von entscheidender Bedeutung.

    Eine weitere beliebte Form des Crowdinvestings ist die bereits erwähnte Anlage in Immobilienprojekten. Da die Investitionssummen der einzelnen Anleger eher gering sind, wird das Risiko von einer Vielzahl von Investoren geteilt. Dadurch können sich auch Kleinsparer an großen Immobilienprojekten beteiligen, ähnlich wie bei einem Direktinvestment. Im Gegensatz zu den üblichen börsennotierten Immobiliengesellschaften (REITs) und Finanzprodukten im Immobilienbereich können Crowdinvesting-Anleger gezielt in ein Projekt investieren oder sogar ins Grundbuch eingetragen werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass das Risiko deutlich höher ist als bei Anlagen in Immobilienaktien oder Immobilienfonds. Es ist von entscheidender Bedeutung, sich der Risiken eines Totalverlusts beim Crowdinvesting bewusst zu sein.

    Crowdinvesting sollte daher immer nur als Ergänzung zu klassischen Anlagen wie Wertpapieren dienen und nur einen geringen Teil des Gesamtvermögens ausmachen. Bitte informieren Sie sich gründlich über das Projekt, in das Sie investieren möchten, und studieren Sie dazu das Verkaufsprospekt bzw. das Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB). Die Entscheidung, wie viel Risiko ein Anleger eingehen möchte, muss individuell getroffen werden. Dabei gilt: Mit Annäherung des Rentenalters sollte das Risiko des Investments sinken.

    Wie läuft ein Crowdinvesting ab?

    Für die Gründung eines Unternehmens oder die Durchführung eines speziellen Projekts kann es notwendig sein, zusätzliches Kapital bereitzustellen. Statt das Kapital bei einer Bank zu erhalten, präsentiert er seine Idee oder sein Produkt auf speziellen Internet-Plattformen und wirbt mit den Erfolgsaussichten um private Investoren. Grundsätzlich können die Projektanbieter die Schwarmfinanzierung auch als Ergänzung zu einem Bankkredit oder weiteren Finanzierungsformen einsetzen. Investoren haben die Möglichkeit, mit einem geringen Betrag in das Projekt einzusteigen und erhalten im Gegenzug eine vereinbarte Rendite oder eine andere Form der Gewinnausschüttung. Bei einem Immobilien-Crowdinvesting investiert ein Anleger beispielsweise 1.000 Euro und erhält dann 5,5 Prozent pro Jahr, also 55 Euro jährlich.

    Um ein zu Ihren Interessen passendes Investitionsprojekt zu finden, ist es empfehlenswert, sich zunächst gründlich zu informieren. Für nahezu jede Sparte existieren im Internet spezielle Plattformen, die als digitale Marktplätze für Crowdinvesting fungieren. Im Bereich Immobilien sind dies beispielsweise GenoCrowd und Exporo*. Der Anbieter Bettervest*, an dem die Triodos Bank strategisch beteiligt ist, hat sich auf nachhaltige Projekte im Bereich des Klimaschutzes spezialisiert. Die GLS-Crowd konzentriert sich ebenfalls auf sozial-ökologische Projekte.

    Die Finanzierung läuft dabei meist über ein sogenanntes Nachrangdarlehen, das am Ende der Laufzeit zurückgezahlt wird (endfälliges Darlehen). Die Zinsen werden entweder jährlich ausgeschüttet oder mit der Tilgung am Schluss ausbezahlt (endfällige Zinsen). Manche Anbieter wie Aescuvest oder Companisto* setzen auf partiarische Nachrangdarlehen (Beteiligungsdarlehen) oder Eigenkapitalfinanzierungen (Private Equity), mit denen die Investoren an möglichen Unternehmensgewinnen oder Erlösen aus Verkäufen (Exits) beteiligt werden. Wichtig: Bei einem Nachrangdarlehen wird der Investor beziehungsweise Gläubiger bei einer möglichen oder drohenden Insolvenz des Projektentwicklers nur mit Nachrang bedient, er muss bei der Verteilung der Insolvenzmasse also hintenanstehen. Genau wie die Eigenkapital-Investoren, die erst ganz am Schluss bedient werden.

    Bei großen Projekten setzen viele Crowdinvesting-Plattformen zunehmend auf Anleihen oder sogenannte Genussscheine statt Nachrangdarlehen. Sie weisen gern auf die höhere Sicherheit der Schuldscheine hin. Schließlich unterliegen die Emittenten dann dem Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) und nicht mehr dem Vermögensanlagengesetz (VermAnlG). Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang folgende Punkte: Die Tatsache, dass der Begriff "Anleihe" verwendet wird, garantiert nicht zwangsläufig die Sicherheit des Investments.

    Crowdinvesting-Plattformen im Vergleich

    Im Internet gibt es zahlreiche Plattformen für Crowdinvestments. Anleger haben hier eine recht breite Auswahl und sollten sich zunächst einmal eine Branche aussuchen. Ob Immobilien, Gesundheitswesen oder erneuerbare Energien: Für jeden Anlegertyp ist hier etwas dabei.

    Doch nicht nur in der Anlageart unterscheiden sich die diversen Plattformen, sondern auch in der Höhe der Mindestanlage, der zu erwartenden Zinsen und natürlich dem Risiko.

    Plattform Anlageschwerpunkt Mindestanlage Zinsen p.a. bis zu1 Sicherheiten / Investmentvehikel
    Aescuvest Gesundheitswesen 100 Euro 10,0 %2 keine gesonderten Sicherheiten; Nachrangdarlehen
    Bergfürst* Immobilien 10 Euro 7,0 % Sicherheiten wie teilweise Bürgschaft und grundbuchliche Besicherung werden für die einzelnen Projekte individuell vereinbart; besicherte Bankdarlehen (Junior Loan)
    Bettervest* Energieeffizienz 50 Euro 7,25 % Bonität des Projektinhabers wird durch Bonitätsindex geprüft, zusätzlich Bewertung durch Energieberater; Nachrangdarlehen und Anleihen
    Companisto* Unternehmen 250 Euro 8,0 %2 keine Sicherheiten; Nachrangdarlehen, Venture Loan, Eigenkapital
    Dagobertinvest* Immobilien 250 Euro 10,0 % in der Regel keine konkrete Besicherung, Nachrangdarlehen
    Ecoligo Erneuerbare Energien 100 Euro 8,0 % Garantiefonds bei Zahlungsausfall; Nachrangdarlehen
    Econeers* Nachhaltigkeit / Erneuerbare Energien 100 Euro 6,0 % keine konkrete Besicherung; Nachrangdarlehen
    Ecozins* Nachhaltigkeit / Erneuerbare Energien 250 Euro 5,5 % keine konkrete Besicherung; Nachrangdarlehen
    Engel & Völkers Immobilien 100 Euro 6,4 % Sicherheiten je nach Projekt möglich; Nachrangdarlehen
    Exporo* Immobilien 500 Euro 5,5 % projektabhängige Sicherheiten; Nachrangdarlehen und Anleihen
    GenoCrowd Immobilien 250 Euro 5,5 % keine konkrete Besicherung; Nachrangdarlehen
    GLS Crowd* Sozial-ökologische Vorhaben 250 Euro 7,0 % projektabhängig; Nachrangdarlehen und Anleihen
    Greenvesting* Erneuerbare Energien 100 Euro 7,0 % keine konkrete Besicherung; Nachrangdarlehen
    Home Rocket Immobilien 250 Euro 7,5 % projektabhängig; Nachrangdarlehen
    PlanetHome* Immobilien 500 Euro 6,0 % projektabhängig; Nachrangdarlehen
    Innovestment nachhaltige Unternehmen 500 Euro 9,75 % keine Sicherheiten; Nachrangdarlehen
    Invesdor* Unternehmen projektabhängig 10,0 %2 projektabhängig; Nachrangdarlehen, Anleihen und Eigenkapital
    LeihDeinerUmweltGeld* Erneuerbare Energien 100 Euro 7,0 % projektabhängig; Nachrangdarlehen und Anleihen
    Rendity* Immobilien 500 Euro 7,0 % keine Sicherheiten; Nachrangdarlehen
    Vestinas Immobilien 1.000 Euro 5,0 % projektabhängig; Anleihen
    Wiwin Nachhaltigkeit 500 Euro 7,0 % keine konkrete Besicherung; Anleihen
    Zinsbaustein * Immobilien 500 Euro 5,25 % projektabhängig; Nachrangdarlehen

    Quelle: eigene Recherche / 1potenzielle Jahresrendite laut Anbieter / Stand: 30. März 2022 / Angaben ohne Gewähr.

    Risikohinweis: Da es sich teilweise auch um Eigenkapitalbeteiligungen handelt, gibt es dort naturgemäß selten wirkliche Sicherheiten; Totalverlust der Anlage ist nicht ausgeschlossen.

    2fester Basiszins; durch prozuentale Beteiligung am Erfolg und Erlös (beim Verkauf) des Unternehmens kann die Renidte deutlich höher ausfallen.

    Wie erstellt man eine Kampagne?

    Crowdinvesting erfreut sich als Finanzierungsmodell für Projekte oder Unternehmen zunehmender Beliebtheit. Die Erstellung einer neuen Kampagne ist bei den meisten Anbietern mit einem geringen Zeitaufwand verbunden – zumindest auf theoretischer Ebene. Die Benutzeroberflächen sind selbsterklärend. Automatisch eingeblendete Tipps und ergänzende Hilfsdokumente unterstützen Unternehmer bei der Kampagnenerstellung und legen die Richtlinien fest.

    In der Praxis erfordert die Erstellung einer effektiven Kampagne jedoch mehr Zeit und Ressourcen. Um größere Geldbeträge zu akquirieren, ist es empfehlenswert, Engagement und Leidenschaft in die Arbeit zu stecken. Die Investoren sind keine professionellen Anleger, sondern stammen aus der breiten Masse. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, diese Zielgruppe gezielt anzusprechen.

    Starke Emotionen, aussagekräftige Bilder und eine klare Vorgehensweise sind wesentliche Elemente, um das Team in den Mittelpunkt zu stellen. Umfragen haben ergeben, dass Investoren großen Wert auf den Eindruck, den Mitarbeiter bei ihnen hinterlassen, legen.

    Doch egal mit welcher “Story” man die Investoren überzeugen möchte – elementare Informationen über Unternehmen und Projekt dürfen natürlich nicht fehlen. Zu den Grundlagen einer guten Kampagne gehören folgende Basics:

  • sämtliche Zahlen offenlegen
  • das Wachstumsmodell sollte nachhaltig erreichbar sein
  • eine detaillierte Planung und Ausarbeitung sind unerlässlich
  • Ankündigungsphase für Marketing nutzen (insbesondere Social Media)
  • Kontakte knüpfen und Begeisterung wecken
  • die eigene Story von Freunden und Bekannten kritisch hinterfragen lassen.
  • Mögliche Rendite und Risiko für Anleger

    Die meisten Kampagnen sind so konzipiert, dass bei Nichterreichen der Funding-Schwelle die Investitionssumme an die Anleger zurückgezahlt wird. Bei größeren Projekten sind alle notwendigen Informationen im jeweiligen Vermögensanlageninformationsblatt (VIB) aufgeführt. Eine vom baden-württembergischen Verbraucherschutzministerium im Jahr 2017 in Auftrag gegebene Studie kam jedoch zu dem Ergebnis, dass viele dieser VIBs ihre Kunden nicht ausreichend über das Investment informieren und insbesondere die Risiken zu gering bewerten.

    Darüber hinaus ermöglichen einige Plattformen auch den Zugang zu Projekten im Ausland und in Fremdwährungen. Diese stellen zwar oftmals ein noch höheres Risiko dar, werden jedoch meistens auch mit einer noch höheren Rendite belohnt.

    Mit Wirkung zum 10. November 2021 ist die neue Crowdfunding-Verordnung der EU in Kraft getreten. Damit wurde ein einheitlicher Rechtsrahmen für Crowdfunding-Dienstleistungen in der Europäischen Union geschaffen. Der "Europäische Pass" ist ein Instrument, das dazu dient, die Seriosität der Plattformen besser einschätzen zu können.

    Vor der Bereitstellung ihrer Dienste in der gesamten EU unterliegt eine Crowdfunding-Plattform einer umfassenden Prüfung, die mit einem hohen Aufwand verbunden ist. "Die erstmalige Erteilung der Konzession erfordert insbesondere bei größeren Plattformen finanzielle Ressourcen, da die Geschäftsführer einem sogenannten 'Fit & Proper-Test' unterzogen werden müssen und verschiedene Unternehmensprozesse, insbesondere zur Geldwäscheprävention, dargelegt werden müssen", erklärt Thomas Trettnak von der renommierten Rechtsanwaltskanzlei Cerha Hempel.

    Der Aufwand kann sich als lohnenswert erweisen, da, wie Trettnak weiter erläutert, "sichergestellt wird, dass es sich bei den ausgewiesenen Plattformen um seriöse Plattformen mit einer soliden Kapitalgrundlage handelt, die von geeigneten Geschäftsleitern geführt werden."

    Tipps zur Minimierung des Risikos

    Um das Risiko beim Crowdinvesting zu minimieren, ist es unerlässlich, sich das potenzielle Investment-Projekt möglichst genau anzuschauen und umfassende Informationen darüber einzuholen. In der Regel besteht auch die Möglichkeit, den Anbieter, das Projekt oder das Unternehmen direkt zu kontaktieren und Fragen zu stellen. Andernfalls ist eine Diversifikation, wie sie auch an der Börse von großer Bedeutung ist, zu empfehlen. Um die Rendite zu maximieren, empfiehlt es sich, die Investitionen auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen.

    Anlegerinnen und Anleger sollten beispielsweise 10.000 Euro nicht in ein einziges Unternehmen investieren, sondern diese auf unterschiedliche Projekte verteilen. Eine solche Risikostreuung gewährleistet auch in Zeiten geringer Auslastung eine positive Rendite. Im Falle eines Totalausfalls erleiden Investoren nur einen geringen Verlust ihres Portfolios, nicht jedoch 100 Prozent. Bei erfolgreicher Umsetzung der anderen Projekte besteht die Möglichkeit, die Renditeverluste zu kompensieren.

    Alternativen zum Crowdinvesting

    Direkte Alternativen zum Crowdinvesting sind auf dem Finanzmarkt rar. Im Crowdinvesting spekulieren Investoren auf eine höhere Rendite, indem sie in spezifische Projekte oder junge Unternehmen investieren, die ein höheres Risiko aufweisen. Zum Vergleich dazu: Investoren tätigen ihre Geldanlagen am Aktienmarkt in der Regel in etablierte Unternehmen.

    Als reines Risikoinvestment ist Crowdinvesting aktuell konkurrenzlos und vielversprechend, insbesondere da sich Anleger schon mit kleinen Beträgen an den Projekten beteiligen können. Private Investoren erhalten Zugang zu Projekten, für die ihr Vermögen bislang oftmals nicht ausreichend war. Die zum Teil sehr hohe Rendite zieht viele interessierte Investoren an, das gilt umso mehr in der seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsphase.

    Verbraucherschützer raten, beim Crowdinvesting nur “Spielgeld” zu investieren: Das sind im Börsenjargon kleinere Beträge, die man bereit ist, im Zweifel auch zu verlieren – ohne irgendwelche Auswirkungen auf seine persönliche Vorsorge, Sparziele und den Alltag.

    Crowdinvesting ermöglicht es auf der einen Seite erstmals auch Privatanlegern, Risikokapitalgeber von Immobilienprojekten und Start-ups zu werden. Auf der anderen Seite stehen die Privatinvestoren damit auch einem ungewohnt hohen Risiko gegenüber, das auch in einem Totalverlust enden kann. Für Anleger ist es daher hier noch wichtiger als etwa am Aktienmarkt, sich gründlich über die Projekte, Sicherheiten und Erfahrungen des (Gründer-)Teams zu informieren.

    1Hinweis gemäß § 12 Abs. 2 Vermögensanlagengesetz: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.